Rad am Ring (09/2012)

Die Idee entstand im Oktober 2011. Wir fahren mit einem Team zum 24h Rennen an den Nürburgring.

Allerdings nicht Autorennen. Nein, Radrennen. 24h über die legendäre Nordschleife inkl. Hohe Acht mit einer Steigung von 17 Prozent.

P1070286Aus dem Team wurden schnell drei Teams. Die Euphorie war groß. Gebe zu, dass ich mit meinen Berichten aus dem Jahr 2009 die Leute heiß gemacht habe. Damals durfte ich auf Einladung mit den Bargstedtern zum Ring fahren. Es war einfach nur geil!

Wir hatten also 12 Leute zusammen. Jetzt fehlte nur noch eine Box im Fahrerlager. Mit drei Mann versuchten wir zu Beginn der Anmeldephase eine Box zu ergattern. Nach einer Stunde waren alle weg und wir ohne Box. Egal, es wurden eben Parzellen direkt vor der Mercedes-Benz Tribüne gebucht. Ein Zelt würden wir schon auftreiben. Und auf Feldbetten kann man auch mal zwei Nächte verbringen.

Anfang August war dann klar, dass wir nur mit 10 Mann zum Ring fahren würden. Eine Krankmeldung und eine Absage wegen dem Arbeitgeber. Wir wollten trotzdem mit 10 Fahrern drei Teams stellen. Wird schon klappen.

Eine Woche vor dem Start dann der nächste Rückschlag. Das große Zelt in dem wir unsere Feldbetten unterbringen wollten fiel aus. Ein Ersatzzelt war so schnell nicht aufzutreiben. Was blieb waren Pavillons und die Hoffnung auf gutes, sehr gutes Wetter. Wir wollten mit vier Mann in den Pavillons übernachten, vier in zwei Multivans und zwei im Gemeindebus.

Wir trafen uns bei Haky und beredeten die letzten Einzelheiten. Wer bringt was mit. Alles lief gut. Ein Tag vor der Abfahrt sagte noch ein weiteres Teammitglied ab. Umbauarbeiten am Haus ließen es nicht zu, dass er mitkommen würde.

Nur noch 9 Mann am Start. Trotzdem wollten wir mit drei Teams an den Start gehen. Heißt, jeder in den Teams sollte ca. 8 Runden fahren. Also, 200 KM mit 4000 HM. Jau, läuft! Fast einen Ötzi abstrampeln…..

Am Freitag fuhren wir pünktlich nach dem Einkauf um 12:15 Uhr Richtung Nürburgring ab. Ankunftszeit: 20 Uhr. Acht Stunden Stau, Stop and Go…..Horror. Im Bus wurde lustig Bier getrunken. Die Stimmung gut und viel „Schwachsinn“ gelabert. Nur der Fahrer durfte nicht mittrinken….das war ich.

Am Nürburgring durften wir direkt zu unserer Parzelle fahren. Wir hätten sofort unsere Pavillons aufbauen können. Die Sache hatte nur einen Haken: Es war kalt (in Stade hatten wir über 20 Grad, hier gefühlte 5 Grad), fieser Nieselregen und es stürmte.

Wir versuchten die Pavillons aufzubauen. Jeder musste seinen Senf dazugeben, wie man es nun am besten anstellt bei diesen Bedingungen die Teile aufzubauen.

Es ging nicht. Der Wind war zu stark. Keine Chance. Grillen war auch nicht möglich. Also ab zur Pastaparty…..

Dort war nur nichts mehr mit Nudeln. Aus, alle. An einem Imbisswagen im Eventcenter ergatterten wir noch Curry/Pommes. Das einzig Positive: wir hatten es noch geschafft uns zu akkreditieren…..

Apropos Eventcenter. Kein Wunder, dass der Nürburgring pleite ist. Eine unfertige im Eventcenter integrierte Turnhalle, Achterbahn usw…..wer braucht so etwas, wenn man mit seinem Auto über die Nordschleife brettern will?!

Bei der Rückkehr zur Parzelle stellten wir fest, dass es weiter nicht möglich war die Pavillons aufzubauen. Eine Wetterbesserung war auch nicht in Sicht. Also entschlossen wir uns mit vier Mann im Gemeindebus zu schlafen. Der Rest verteilte sich auf die Multivans.

Ich versuchte ein paar Stunden auf dem Vordersitz die Augen zu zubekommen. Ich meine es waren 3 Stunden. Mehr war nicht drin. Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Und heute dann noch 24 Stunden fit sein und die Hohe Acht hinauf fahren…jau!

Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Das Wetter wurde jedoch besser. Der Wind war weg, kein Regen. Nur die Kälte war noch da.

Wir bauten schnell die Pavillons auf, kochten Kaffe und nachdem alles fertig war grillten wir. Und, unsere Fahne wehte nun auch über dem Nürburgring. Die Stimmung stieg. Die Anspannung auch. Die Rennräder wurden klar gemacht. Um 13:15 Uhr war der Start.

Als erste Fahrer gingen Jörg, Michael M. und Michael B. auf die Einführungsrunde. War ein kleines Stück kürzer als die reguläre Streckenführung. Alle blieben unter einer Stunde und waren von der Strecke und der Stimmung begeistert. Die Sonne kam raus!

Ich ging als drittes für mein Team auf die Strecke und knackte gleich die Stunde. Sauber….ich merkte jetzt schon, dass es ein Stück harte Arbeit wird. Der Schlafentzug war jetzt schon zu merken.

An unserem Lager trudelten nun die Bargstedter ein, die für die RTF am Sonntag zum Nürburgring gereist waren. Sie brachten das gute Wetter aus Stade mit.

Gegen 20 Uhr hatte ich meinen zweiten Törn. Jetzt zwei Runden, also etwas über 52 KM und 1000 HM. Und, mit Licht am Rennrad. Ich hatte eine Ixon Speed und eine LED Lenser. Mit knappen 80 Sachen durch die Fuchsröhre ins schwarze Nichts. Der absolute Kick!

In der zweiten Runde wurden die Beine schon richtig schwer. Ich quälte mich die Hohe Acht hinauf und danach ins Ziel. Richtiger Spaß geht anders.

Erschöpft kam ich zurück mund schickte Jörg auf die Strecke. Der hatte schon drei Runden hinter sich. „Ich glaube, es wird meine letzte Runde! Kein Bock mehr und ich kann auch nicht mehr!“ Das waren die Worte von Jörg. Klasse der nächste Ausfall.

Vom Rad runter die nächste Hiobsbotschaft. Roger, ebenfalls schon drei Runden hinter sich, gab auf. Er konnte nicht mehr. Es nützte kein Versuch ihn zu überreden. Nix. Schade. Roger rief seine Freundin, die in einer Pension an der Strecke übernachtete, an und ließ sich abholen.

Ich baute sofort das Team um. Wir ließen das dritte Team einschlafen. Hier wurde eh eine Runde nicht gewertet und wir verteilten die verbleibenden acht Fahrer auf die beiden Teams. Ich war mir sicher, das Jörg am nächsten Morgen nach einer ausgiebigen Pause noch ein oder zwei Runden fahren wird. Ich weckte die anderen Fahrer und teilte ihnen die neuen Startzeiten mit. Ich musste gegen 2 Uhr wieder ran. Von der zwei Rundentaktik wollten wir nicht runter. Nicht in der Nacht.

Ich versuchte im Gemeindebus ein Stündchen zu schlafen. Keine Chance. Also aufstehen und Kaffee trinken. Zwischenzeitlich kam Bernd zurück von der Strecke. Seine Worte:“Ich bin platt, keinen Meter mehr.“ Nah, ob wir das hier noch bis 13 Uhr durchhalten.

Ich ging gegen halb drei auf die Strecke . Die Beine wurden immer schwerer. Ich brauchte nun knapp 1 Stunde 15 Minute pro Runde und die Beine wollten einfach nicht mehr. Über was man dann alles auf den Weg zur Hohen Acht nachdenkt….was sage ich den anderen?

Das ich keinen Meter mehr fahre. Nee, ich dachte an Nauders und daran nie wieder in den Besenwagen zu steigen und sechs Runden wollte ich hier mindestens fahren. Also gleich ein paar Stunden Pause und weiter geht es.

Wieder im Lager, konnte ich dann zwei Stunden dösen. Anschließend Essen einwerfen, trinken und und ja da war er. Jörg wollte nun mindestens noch eine Runde fahren. Bernd auch. Es lief wieder an. Wir stellten für den Rest der Zeit schnell einen Plan auf. Teilweise wurde dann doch noch die letzte Runde doppelt besetzt. Alle wollte eben noch mal raus auf die Strecke.

Ich fuhr meine letzte Runde, teilweise in Begleitung von Kette rechts vom RBH. Der ließ mich aber an der Hohen Acht stehen. Ja, ja 95 Kg wollen eben bewegt werden…..auch Haky kam an der Hohen Acht an mir vorbei. „Los Chefe hau rein, dann ziehe ich Dich gleich noch ein Stück!“ Nee Haky, is klar……und weg war er.

Wir hatten es geschafft. Trotz der wirklich widrigen Bedingungen hatten wir es geschafft. Jeder ist über sich hinaus gewachsen und wir haben zusammen gehalten.

Zum Abschluss wurde dann noch mal der Grill angeworfen. Anschließend dann abgebaut und dann schnell nach Hause.

Gegen 21:30 Uhr war für mich das Unternehmen Rad am Ring beendet. Ich fiel völlig alle ins Bett.

Mit insgesamt 55 gefahrenen Runden (alle drei Teams zusammen), davon 22 Runden jeweils durch die Teams 1 und 2 erreichten wir die Plätze 301 und 307 von insgesamt 714 Teams. Ein toller Erfolg unter diesen Bedingungen. Hätte ich nicht gedacht.

Im nächsten Jahr wieder. Dann mit Wohnmobil…..das Event hat uns wieder ein Stück weiter zusammen geschweißt. Trotz der Strapazen hat es eine Menge Spaß gemacht!

Ich bedanke mich bei Michael M., Michael B., Bernd, Peter, Frank, Jörg, Roger und Haky für ein wirklich klasse Wochenende. Mit euch immer wieder!

Gruß Björn

Radsport im Alten Land