Mannschaftszeitfahren HH-Berlin von Björn (10/2009)

Hier mal meine Eindrücke von meinem ersten 300`er:

Die Nacht zum 17.10.2009 konnte ich kaum schlafen:

  • reichen die 4900 KM Jahresleistung?
  • genug getrunken und gegessen die letzte Woche?
  • wie wird das Wetter?
  • hoffentlich versagst Du nicht

Morgens 3:30 Uhr, der Wecker klingelt. Aufstehen!
Schnell Kopf unters Wasser halten, zwei Becher Kaffee, eine Schale Snacks und… Computer an.
Die letzten Infos über das Wetter holen.
Demnach trocken und Nordwestwind. Auf der halben Strecke dann Regen und Nordwind.
Wird schon klappen…..

Auf zu Haky! Dort warteten schon alle, einsteigen losfahren….Gute Laune im Bus. Kann nichts schief gehen. Doch: Es regnet!
Vielen Dank auch hier an die Fahrer: Hakys Bruder und Vater!

Angekommen, es regnet.
Schnell die Klamotten über, auf zum Frühstück.
Hier kann man die Veranstalter nur loben. Alles da was man braucht, wirklich alles, sogar Rühreier (lecker)!

06:35 Uhr, 5 Grad der Start: es ist trocken und kalt, die Fahrbahn aber nass. Langsam kribbelte es wirklich. Nach fünf Minuten fing er aber wieder an: der Regen!

Die Handschuhe waren schnell durch, die Füße noch trocken. Die Sicht, auch mit der sehr guten Ixon IQ bescheiden. Da kann ich Georg nur beipflichten. Es war ein Wunder, dass auf der nassen und dunklen Strecke nichts passiert ist. Nach 20 KM hatten sich die trockenen Füße verabschiedet. Jetzt wurde es richtig kalt, aber die Beine waren klasse „fühlten sich gut an“.

Bis zum ersten Kontrollpunkt bei KM 95 lief alles wunderbar. Nur die Kälte und Nässe machten mir Sorgen.


Am Kontrollpunkt angekommen, der erste Dämpfer. Eine unfreundliche Stimme seitens der Organisation rief: „Mann, erst hier einscannen!“ Puhh, ich hatte wirklich andere Sorgen.
Der zweite Dämpfer dann von Michael: „Ich höre auf, ich bekomme kaum Luft, mein Puls ist auf 170, meine Beine, mir ist kalt“.
Alle Krankheiten der Welt in einer Person……sehr motivierend.
Wir konnten Michael aber überreden weiter zu fahren. Fünf Minuten später traf unser Versorgungsfahrzeug ein. Daggi und Lüdel.
Heißer Tee, Kaffee und Decken wurden gereicht und aufmunternde Worte.

Es muss durchgehalten werden…..auf geht`s Richtung Berlin!

Nach kurzer Zeit fing es wieder an zu regnen. Ich leistete Führungsarbeit, fühlte mich noch absolut fit. Die Führung wechselte und ich ging nach hinten. Dann der erste Hammer. Jemand hatte den Schalter in meinem Kopf umgelegt.

Wir sind bei KM 115, noch 30 KM bis Wittenberge. Wie sagst du den anderen, dass du aussteigst? Wie kommst du von Wittenberge nach Hause? So ging es 30 KM bis Wittenberge. Die Beine waren zwar gut, der Kopf wollte nicht mehr. Vermutlich die Kälte!

So schleppte ich mich bis kurz hinter Wittenberge zum zweiten Treffpunkt an dem unser Teamfahrzeug wartete. Diese Pause brauchte ich. Es hörte auf zu regnen, die Sonne zeigte sich kurz. Trotzdem war es eisig kalt.

Frikadellen, Nudelsalat, heißer Tee und zwei Kippen. Genau richtig jetzt.
Aufgeben niemals. Michael hatte sich erholt. Alle fit. Wir fahren nach Berlin! Ab jetzt geht es aufwärts und so weit bin ich bisher einmal gefahren, bei den Cyclassics.

Pause

Wieder rauf aufs Rad und los. Nach 4 KM dann der Ausruf: „Defekt!“.
Ich brauchte mich gar nicht umdrehen. Georg hatte seinen Platten.
Lüdel war gleich mit seiner Standpumpe zur Stelle und die Panne wurde schnell behoben. Weiter geht`s.

Nach ca. 180 KM dann der Einbruch von Georg. Seine Beine machten schlapp. Wir schleppten Georg bis zum Treffpunkt bei KM 195.
Meine Beine waren noch gut. Jetzt gab es Cola, Magnesium und Brote.
Haky „fraß“ etliche Riegel…. Wir entschlossen uns das Tempo ein wenig zu drosseln und zogen Georg mit. Er erholte sich.

Jetzt kam bei mir der „Hammer“. Ich bekam dicke Oberschenkel, richtige Schmerzen. Es fing wieder an zu regnen. Der gesamte Körper war kalt, nass und der Nacken fing höllisch an weh zu tun. Jetzt musste ich das Tempo drosseln und mein Kopf meldete sich wieder. Man versank in Selbstmitleid, aber ich verschwand keinen Gedanken mehr daran aufzuhören. Das war bei KM 215 und ich schleppte mich bis zum nächsten Treffpunkt bei KM 240.

Jetzt halfen auch die netten und sonst aufbauenden Worte von den Teammitgliedern nichts mehr. Ich war alle, wollte aber nach Berlin…..
Und so kämpften wir uns durch. Man zählte die Meter runter und freute sich auf die Dusche und das Pils…..

Nach 12 Stunden kamen wir endlich an. 290 KM in den Beinen und es war schon wieder dunkel. Ich freute mich riesig und war richtig stolz.
Diese Leistung muss man erstmal bringen bei diesem Wetter….ich war ein MANN!

Die Freude verflog allerdings sehr schnell. Wir mussten noch ins Hotel.
Das waren noch mal 10 KM und die taten jetzt richtig weh…..aber da war ja die Dusche.

Überrascht war ich bei der Tour von dem hohen Alter der Mitfahrer. Kaum einer unter 40 Jahre und teilweise fuhren sie allein…. Puhh!
Auch Sitzprobleme hatte ich kaum. Nur die Beine, Schulter und Nacken (eigentlich der gesamte Körper) taten weh. Ausspruch Haky: „Chefe hat Körper.“ Weiterer Spruch von ihm: „Mir geht es gut, bin ja nur ein bisschen rumgefahren!“ Wie macht der das bloß?!

Falls ich solch eine Tour wieder mitmachen sollte, nur bei gutem Wetter. Nie wieder bei Regen.
Erkenntnis: Wir sind ein geiles Team!

Hier ein paar Daten:
– 290 KM
– 12 Stunden unterwegs
– 10 Stunden reine Fahrtzeit

Ende!

Björn

Radsport im Alten Land