Es geht auf den 22.06. zu und der 3LG nähert sich. Wir, Frank und ich, haben uns angemeldet. Das Hotel hatte Frank gebucht, also stehen die wesentlichen Dinge.
Die Vorbereitung für so ein Event, könnte gefühlt besser sein. Frank war mal im Harz und bei mir sind es auch gerade mal 2500Km. Aber wir wissen ja, was da auf uns zukommt. Die Stimmung ist trotzdem gut und wir freuen uns richtig darauf.
Was ich jetzt (3Tage vor Abreise) noch beeinflussen kann, ist nur noch die Technik. Ich will auf Nummer sicher gehen und verabrede mich mal mit unserem Profi-Schrauber. Es sollte ein kurzer Check sein, aber was der Kollege alles findet. Also mal eben auf 28er-Paket gewechselt und dann funktioniert die Schaltung nicht wie gewohnt. Also, Schaltauge feinjustiert, Bowdenzüge gepflegt usw. Hat ein paar Minuten 😉 länger gedauert, aber es läuft jetzt alles wie geschmiert. Danke, Micha.
Das Wetter macht uns noch ein wenig Sorgen. Eine WebCam zeigt dort oben mehr Schnee, als wir bisher (2011, 2012) erlebt haben. Eine Wetterstation zeigt um kurz nach 09:00 Uhr 1,7 Grad und 91% Luftfeuchtigkeit (Tages-max = 5°!). Was werden wir an Klamotten brauchen und wie werden wir zum Stilfser Joch hoch kommen?
Wetter am Stelvio Stand 19.06.2014
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Aber es sind ja noch ein paar Tage und die Wettervorrausagen für Nauders sagen für den Starttag eine Temp. bis 24 Grad voraus und kein Regen. Da wir voraussichtlich auch erst nach 10:00 Uhr dort oben ankommen werden, geben wir dem Wetter mal die Chance, 2 Ollanner sonnig zu empfangen.
Jetzt geht’s nach Nauders. Es ist Freitagmorgen und Franky steht vor der Tür. Einpacken und los. Sein Navi sagt: Ankunft 17:15 Uhr. Super Fahrt, kein Stau.
Wir kommen um 17:13 Uhr dort an (2 Minuten Abweichung). Woher die nette Dame in dem Navi wusste, wie oft und lange wir Essen und Pinkel-Pausen machen (die Beiden müssen sich schon gut kennen;-)
Nauders ist erreicht. Diesmal haben wir ein Hotel im Ort. Das hat Vorteile, auch wenn unser Hotel „Erika“ direkt an der Durchgangsstraße liegt (und wir ein Zimmer zur Straße haben :-(. Man sollte nach der Startplatzbestätigung gleich buchen. So, Klamotten aufs Zimmer und akklimatisieren. Die Räder dürfen wir auf den Balkon stellen und müssen sie nicht irgendwo zentral abstellen. Anschläge am Festzelt sagen, pass auf dein Rad auf, lass es nicht unbeaufsichtigt. Die Werte der Räder, haben Nicht-Sportler hier wohl auch schon für sich entdeckt.
Am Abend läuft noch das Rund-Rennen durch den Ort. Na ja, ganz nett.
Am Samstag, bei sonnigen 24° bauen wir die Räder zusammen und dann geht es zur obligatorischen Runde an den Reschensee. In Burgusio besuchen wir zum Mittag unseren bekannten Italiener. Zum Cappuccino hat er auch Apfelstrudel. Aber man muss nicht unbedingt Apfelstrudel beim Italiener bestellen. Es bleibt unsere Lieblingsitaliener, nicht nur weil er mal eben mit einem Schinken vorbei geht (Zutat für Knödel, wie er sagt) und ein paar Minuten später, ein gutes Stück davon, zum Probieren bringt.
In Nauders zurück, holen wir noch eben die Startnummern ohne lange Schlangen ab. Um 10:00 Uhr sah es dort noch ganz anders aus. In zivil geht’s dann noch durch den Ort. Die erste Finisherin des RATA (Race across the alps) wird gerade im Zielbereich erwartet. 1,65m vielleicht, sportlich, aber wie hat sie das gemacht. Sie sieht abgekämpft aus, aber fällt nicht vom Rad und braucht Sauerstoff, sondern gibt ein Interview („…es war kein Kindergeburtstag“). Diese Typen sind woanders geboren, aufgewachsen und/oder müssen andere Gene haben (es war sogar ein Däne unter den gut 20 Finishern. Alle Ausreden sind damit also auch vernichtet).
Schaut selbst nach, was das RATA ist. Wir wollen den 3LG sauber finishen.
Es ist Sontag morgen 04:45 Uhr und der Wecker klingelt.
Der erste Bick geht zum Wetter. Bis auf ein paar kleinen Schönwetterwolken, sieht man nur blauen Himmel ;-))). Die Sachen für heute haben wir schon alle zusammen. Noch ein kurzer Blick auf die Räder und dann ab zum Frühstück. Was, wieviel, …, diese Fragen haben wir uns auch wieder gestellt, aber entschieden, wir frühstücken einfach. Frank geht noch kurz nach draußen und schaut aufs „echte“ Thermometer. 8°. Es bleibt dabei. Kurz/Kurz und es werden nur Armlinge und Windjacke (bzw. -Weste) angezogen/mit genommen.
Wir liegen gut in der Zeit und machen uns nun langsam auf den Weg zur Startaufstellung. Ein guter Platz ist auch schnell gefunden und eingenommen. 3.000 Fahrer/-innen (1.500 je Strecke A und B) haben sich angemeldet und sollten hier stehen. Wir sind startklar und warten nur noch darauf, dass die 20 Minuten bis zum Start (06:30 Uhr) vorübergehen. Jetzt geht eh nichts mehr. Neben uns stehen 2 St.Paulianer. Die anderen 18 (!) sind irgendwo im Feld, sagt er.
Die Anheizmusik wird irgendwann leiser. Der Prominenten-Startblock startet. Danach kann das ganze Feld einige Meter nachrücken. Dies geschieht eher wie im Fluss und ohne großes Gedrängel. Die Meisten rechnen heute sowieso in Stunden und nicht in Sekunden. Etwas später ist es soweit. Der Sprecher beginnt von 10 herunter zu zählen. Die Meisten zählen laut mit. Eigentlich nicht wie bei einem Rennen, sondern eher, als wenn man sich auf etwas freut. So ist es auch bei Frank und mir.
Der Startschuss fällt und das Feld setzt sich langsam in Bewegung. Wir biegen auf die gesperrte Bundesstraße ein und können beide Fahrspuren nutzen. Das Feld zieht sich weiter auseinander und es bilden sich erste Gruppen. Frank und ich, haben uns gleich wiedergefunden. Die Steigung zum Reschenpass hoch, kann man gefühlt nicht am Tacho ablesen. Es stehen dort gute 30 auf dem Tacho, die man in den Beinen noch nicht wirklich merkt und im Kopf keine große Beachtung finden (fast wie Heuweg während CyClassics). Man bewegt sich einfach in der noch verändernden Masse mit und passt auf, dass einem keiner vors oder ins Rad fährt. Es ist schon sportlich, aber nicht hektisch. Ich habe auch keine Übermotivierten gesehen, die an der breiten Masse vorbei schießen um reichlich Plätze gut zu machen. Auch so einen Unfall, wie er genau dabei in 2012 passierte, habe ich nicht gesehen.
Oben an dem Pass angekommen, fahren wir entlang des Reschensees und haben ein paar Kilometer ebene Fläche. Der Tacho bewegt sich jetzt bei 40+. Irgendwann bemerke ich, dass ich Frank verloren habe. Aber ich bin mir sicher, dass er in der Abfahrt nach Prad wieder da ist.
Es dauert auch nicht lange, da taucht er wieder neben mir auf und wir genießen die Abfahrt. Die Straße ist eigentlich gesperrt. Die Autos, die sich verirrt haben, verhalten sich vorbildlich und fahren ganz in den Seitenstreifen und bleiben stehen. Während wir zeitweise mit bis zu guten 70km/h unterwegs sind, können wir auch einige Plätze gut machen.
In Prad geht es durch einen alten Torbogen, ein kurzes Stück Kopfsteinpflaster und um ein paar Ecken direkt durch den Ort. Das lenkt den Kopf von dem Berg ab, der vor uns steht.
Wir sind jetzt auch schon soweit angewärmt, dass wir auf Windjacke und Sonstiges verzichten können. Während der Fahrt wird ausgezogen und verpackt. Auf einen Halt, wie er von vielen gemacht wird und auch wir bei der letzten Tour eingelegt haben, verzichten wir.
Nun steht der Stelvio vor uns. Diese 48 berüchtigten Kehren, die es zu bezwingen gilt. Wir haben uns vorgenommen, nicht zu schnell zu beginnen, sondern jeder in seinem Tempo gleichmäßig hoch zu kurbeln. Mein Ziel ist es, in meinem Puls zu bleiben und wenn möglich auch keine zusätzliche Verschnaufpause einzulegen.
2012 habe ich mich noch bis zu einem 180er Puls hochgearbeitet und dann mehrfach eine kurze „Fotopause“ eingelegt. Die letzten zwei Jahre können nicht spurlos an meinen Beinen vorbei gegangen sein. Diesmal will ich die kürzeste Stecke (die Kurven immer schön innen) nehmen und auch noch genügend Reserven für die restlichen Km behalten.
Die Strecke führt jetzt neben einem Fluss entlang und hat jetzt schon einige Steigungen und Rampen, die im Kopf die Fragen nach dem richten Tempo stellen. Die Gegend ist aber noch Abwechslungsreich und lenkt ab. Teils ist es noch Wald, aber die ersten Blicke auf die schneebedeckten Gipfel sind auch schon zu erkennen. Nur der Stelvio versteckt sich noch wie ein Mythos. Das ist auch gut so.
Der nächste Etappenziel:
Trafoi mit Blick Richtung Tal und
Aussicht auf das kommende Terrain.
Hier ist der erste Verpflegungspunkt und auch die letzte Gelegenheit vor dem Gipfel, um die Flaschen ein letztes Mal voll zu machen und etwas zu essen. Wir nutzen die Gelegenheit zur Wasserauf- und abgabe und fahren dann gleich weiter.
Ab jetzt geht es richtig aufwärts. Die ersten Körner sind verbrannt und nun werden wir jeder für sich, sein Tempo durchkurbeln. Es fehlt uns die Erfahrung an so einem Berg, um nicht mit unnötigen Leistungsreserven dort oben anzukommen, oder sich sogar zu verzocken. Frank und ich, werden uns in den folgenden Kurven aus den Augen verlieren (aber beide gut im Ziel ankommen). Bis zum Pass will ich meinen 160er Puls nicht weiter erhöhen und auch auf dem Level halten. Zeitweise kann man schon kurz den Gipfel erkennen. Man glaubt dort oben eine Hütte zu erkennen. Es ist aber ein Hotel! Die Höhe, kann ich zumindest noch nicht richtig einschätzen. Aber wer will das jetzt schon.
Die Baumgrenze ist auch fast erreicht. Eigentlich müsste man sogar die dünnere Luft merken, aber wie? Ich kann nur zu Hause auf meinen Streckendaten erkennen, dass ich bis zum Pass 1-2 Km/h langsamer geworden bin. Gefühlt, bewege ich mich irgendwo im Mittelfeld. In den Kehren kann ich mit der Strategie innen zu fahren und gleichmäßig aber stetig zu kurbeln, einige Mitstreiter hinter mir lassen. Es kommen aber auch noch vereinzelte Fahrer an mir vorbei, wo man sich wieder zurückgesetzt fühlt. Aber die Anzahl dieser Fahrer, sinkt auch mit der Anzahl der Kehren.
Das Wetter ist sehr gut. Die in den letzten Tagen befürchteten Temperaturen sind vergessen. Trotz des sehr klaren und sonnigen Wetters, fährt man weniger in die Gefahr zu überhitzen.
Den Übergang von grüner zur steinigen (weißen) Landschaft habe ich nicht wirklich wahrgenommen. Erst mit den Bildern kommen alle Eindrücke zurück. Man ist einfach nur mit sich selbst beschäftigt und konzentriert sich darauf, dass der Motor läuft und läuft und….
Die Kehre 24:
die Aussicht ist gigantisch. Ich bleibe kurz für 2 Fotos stehen. Weiter geht’s. In der Kehre, ist außen die Steigung nicht so groß, warum bin ich nicht dort stehen geblieben? Warum habe ich nichts getrunken? Muss ich mir Sorgen machen, NEIN !. Es läuft, der Puls liegt stabil bei 160 und es war die Aussicht, die mich abgelenkt hat.
Ein paar Mal, gibt es nicht einsehbare Biegung, die man zuerst für eine weitere geschaffte Kehre hält. Aber dahinter geht es erst einmal weiter bis die „echte“ Kehre folgt. Es sind zum Glück nur ein Paar.
Ab der Kehre 20 fange ich an (langsam;-) herunter zu zählen. Die direkten Teilerfolge geben ein Stück Motivation, die restlichen genau so anzugehen. Das Ziel ist schon in greifbarer Nähe. Ab Kehre 10, hört man schon die Anfeuerungsrufe von einigen Zuschauern, die ganz oben stehen. Die Kehren folgen jetzt in kürzeren Abständen, halten aber auch noch Überraschungen in Form von kurzen Rampen parat. Wer es bis hier schafft, dem sollte auf den letzten Kilometern auch nichts mehr passieren. Außerdem gibt es noch die Labestation in Kehre 1. Als ich die erreiche, heißt es nur Flaschen füllen und weiter. Die letzten Meter zum Stilfser Joch wird noch mal reingetreten.
Das Stilfser-Joch ist geschafft, ich fühle mich nicht total kaputt, habe aber auch nicht das Gefühl, irgendwelche Körner nicht in den Aufstieg eingesetzt zu haben. Also Alles richtig gemacht? JA. Unserem Ollanner-Chef, habe ich noch versprochen, ein Foto von der Ollanner-Buddel mit zu bringen. Also kurz auf Fototour gehen. Endlich habe ich auch das Pass-Schild gefunden. Es ist umringt von Andenkenständern und anderen Fahrern. Mit einem Holländer zusammen, knipsen wir uns noch gegenseitig. Ich denke auch noch kurz an Franky. Ich glaube nicht, dass er schon durch ist. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dass wir uns nicht gesehen hätten gering. Oder in welcher Kehre steckt er gerade? Ich beschließe in die Abfahrt zu gehen. Es sind noch 100Km und 2 Anstieg zu kurbeln. Also Armlinge und Jacke anziehen und los.
Hinter der Pass-Kuppe empfängt uns in den ersten Serpentinen noch reichlich Schnee. Aber die Sonne, hat die Straße schön trocknen lassen und so geht es mit Volldampf in die Abfahrt. Bis zur bewaldeten Höhe bläst ein merklicher Gegenwind. Die Spitzengeschwindigkeit aus den Vorjahren, werden heute nicht erreicht.
Ich kann einige Motorräder hinter mir lassen und es überholt mich auch keiner. Klar, ich bin hier nicht in der Spitzengruppe. Die sind schon alle weg. Aber es macht schon riesig Spasss. Da man nur hinter den Kurven nochmal richtig antritt, ist die Belastung für die Beine nicht so hoch und der Körper kann ein wenig entspannen.
Es sind aber auch hier reichlich Kehren, die nun abgebremst werden müssen. In irgendeiner Kehre, fällt mir der Werner-Film ein, wo sich in Zeitlupentempo so langsam der Bowdenzug verabschiedet. Ich bin mir aber sicher, dass meine Technik mit DuraAce und den Mavic-SLR noch nicht an ihrer Leistungsgrenze ist. So gut bin ich einfach nicht. Mit jeder Kehre gewinne ich an Sicherheit und setze den Hintern weiter über den Sattel hinaus und den Bremspunkt immer näher an die Kehre. Es ist ein Wahnsinn (positiv gemeint) , ohne dass ich ein zu hohes Risiko eingehe.
Die Natursteinstrecke bremst das Vergnügen ein. Hinter einer Steinbrücke, geht es gleich mit einer Rechtskurve in den Schotter. Wenn man die Augen auf hat, kann man es frühzeitig erkennen. Ich versuche hier zügig durch zu kommen. Es gibt eine (zwei) befahrende Spuren, wo man nur auf einzelne ausgelöste Steine achten kann/muss.
Danach die restlichen Serpentinen bis hinunter nach St.Maria. 7 der 20 St.Paulianer habe ich in der Abfahrt getroffen und mit einem freundlichen Moin Moin gegrüßt. In einem flacheren Stück unterhalte ich mich kurz mit einem, aber die Ollanner kannte er nicht. Na ja, das hamburger Rad-Umfeld ist ja auch groß.
In St.Maria mache ich einen kurzen Halt um nachzutanken und wieder auf Kurz zu wechseln. Danach ging es gleich weiter. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es in der Abfahrt auch noch eine der Straßen-Baustellen mit Ampel und teilweise losem Schotter als Fahrspuren gab, aber in der gesamten Schweiz waren es 3 oder 4 (wie schon 2012 ;-). Doch an jeder Ampel stand ein Mitarbeiter mit Funkgerät, der aus meiner Sicht, die Dinge im Sinne der Radfahrer geregelt hat (nette Schweizer, auch wenn sie nicht der Ausrichter des 3-LG sind).
Das nächste Etappenziel, Ofenpass.
Die Anfahrt zum Ofenpass geht durch bebautes Gebiet (Orte,Dörfer, Kleingewerbe) und man hat damit einige Ablenkung fürs Auge, aber auch schon einige HM erledigt. Man erwartet eigentlich eine Anfahrt und dann den Berg. Aber direkt ab St.Maria, geht es langsam und fast kontinuierlich, 14 KM bergauf. Der Pass ist nicht so hoch und gibt auch nicht so ein spektakuläres Panorama ab, aber er frisst Körner. Spätestens auf den letzten Km, wenn es entlang eines Südhanges hoch geht, könnte man glauben, dass Radfahrer ihm seinen Namen gegeben haben.
(Quelle: http://luftbilder-der-schweiz.ch/Zernez_-_Ofenpass
Mit freundlicher Genehmigung von:
Hanspeter Jud, Projektleiter Luftbilder der Schweiz, Büro Dörflingen, 8239 Dörflingen, hanspeter.jud@shinternet.ch
Folgendes Bild zeigt sehr schön die letzten Km zum Ofenpass hinauf (Straße von unten kommend folgen, siehe rote Linie) und auch wie es am Ende des Panoramas rechts ab ins Engadin geht (grüne Linie))
Der Ofenpass ist auch geschafft. Etappenziel Nr. 2
Auch von hier oben, ein immer noch beeindruckendes Panorama.
So jetzt sind es nur noch 70Km und „Martina“ (der letzte Anstieg) Am Fuß von Martina ist auch die nächste Labestation.
Bis in Ziel, geht es in Summe bergab 😉
Also, – Flaschen füllen, – futtern, – Foto machen, – Armlinge an (Windjacke nicht) und los.
Jetzt geht es erst einmal wieder bergab. Die hart erkämpften Höhenmeter können jetzt in Speed umgesetzt werden.
Mit 2 anderen Fahrern mache ich mich auf dem Weg. Unsere Gruppe wird immer größer. Aber wir 3 genießen hauptsächlich den Fahrtwind. Irgendwann wir es etwas flacher und die große Traube hinter uns ist weg. Aber mit den beiden Kollegen sollte es schon ok sein.
Es gibt da noch einen Anstieg, der jetzt kommt. Es sind nur ca. 3Km und man schafft das Stück auch, aber ich hatte es nicht mehr auf meiner Rechnung.
Einer von den beiden Anderen meldet sich ab. Er will anhalten und seine Jacke ausziehen. Da waren es nur noch 2. Vor uns entdecken wir hinter einer Kurve eine größere Gruppe. 300 Meter sind es vielleicht. Das ist zu schaffen. Jetzt meldet sich der Andere auch noch ab. Er will auch anhalten und seine Jacke ausziehen. Schade…. Gut, dass ich mit den Armlingen die bessere Wahl getroffen hatte.
Ok, die Gruppe muss ich jetzt vergessen, damit ich mich nicht verzocke. Ich kurbel einfach so weiter, wie es gefühlt am besten klappt. Nach einigerer Zeit, taucht der Typ wieder neben mir auf (??..). Was macht so eine Bergziege jetzt noch hier? Aber egal, wir wollen die Gruppe doch noch bekommen. Ich habe nicht mehr genug Körner für sein Tempo, also setzt er sich vor mich. Aber bei Berg-Geschwindigkeiten im Wiegetritt hilft es nicht so viel und irgendwann muss ich ihn ziehen lassen. Ich schalte wieder in den „Durchhaltemodus“.
Oben angekommen, nehme ich jetzt Geschwindigkeit auf. Nicht zu stark, denn ich will die Beine ein wenig erholen lassen. Aber die Beine müssen sich bewegen, also großer Gang und doch flott die gesamte Abfahrt runter bis Zernez. Dort ist die nächste Labestation. Zuerst überlege ich noch, nicht anzuhalten. Aber man kann ja mal schauen, was es dort so gibt. Eine halbe Banane und einen Riegel essen, geht immer.
2 Ampel-Baustellen werden bis Martina nochmal ausbremsen. Zwischen Susch und Ardez geht es ganz leicht aufwärts. Die Strecke (50 Km noch) verläuft links neben dem Inn und ist landschaftlich sehr schön (wenn man noch ein Auge dafür hat). Teils ist die Straße aus dem Berg gehauen und folgt den Gebirgsstrukturen, also auch noch ein paar Kurven. Je näher man sich Martina und die Straße dem Tal nähert, wird sie immer gerader. In diesem Teil gibt es keine echten Anstiege, aber einige Gelände-Strukturen gibt es hier doch.
Den ersten 2 Fahrern die sich auf den Weg machen, schließe ich mich an.
Es sammelt sich nach einiger Zeit wieder eine mittlere Gruppe (10-15) an. Hinter Ardez gibt es noch eine schöne Abfahrt (Vmax =70+ Km/h ;-)))
Jeder hat Martina als letzten Anstieg im Hinterkopf und versucht besonders auf diesen letzten Km noch einige Körner dafür aufzusparen. Ich fühle mich bis jetzt noch einiger Maßen fit und finde mich immer öfter vorne in der Gruppe wieder. Solange sich noch andere Fahrer finden, die „mitziehen“, möchte ich mein Tempo auch nicht reduzieren. Das Tempo bewegt sich im 40er-Bereich und hebt meinen Schnitt wieder ein wenig an. Es läuft einfach.
Wenn man sich auf der gleichen Höhe wie der Inn befindet, ist die Grenzstation am Fuß von Martina nicht mehr weit weg. 2Km davor, bekomme ich einen Hinweis von dem linken Oberschenkelmuskel. Er will verkrampfen! Es ist nicht mehr weit und ich lasse die übriggebliebene Gruppe ziehen.
Jetzt erst einmal ein paar Gänge runter schalten, ein Gel rein und gaaanz locker weitertreten. Ich scheine das Ding geregelt zu bekommen und fahre so bis an den letzten Verpflegungspunkt bei Martina ran.
Hier gibt’s auch Cola. Jetzt könnte die Koffeinbrause auch noch Sinn machen. Also fix 2 Becher rein, ein paar Meter gehen und Beine ausschütteln. Die Beine fühlen sich nach dem Tag nicht mehr gut an, aber es scheint, dass ich den Krampf in den Griff bekomme.
Die Zeit läuft und ich mache mich auf, die restlichen 7Km wegzutreten. Es geht in einer Steigung auf das erste Kehren-Schild Nr „10“. Da meldet sich mein linker Oberschenkel wieder. Ich habe keine Change und trete langsam weiter. Jetzt nur nicht in der aller letzten Steigung noch stehen bleiben. Mit der linken Hand drücke ich bei jeder Kurbelumdrehung das Bein runter. Das entlastet ein wenig und ich muss abwarten, wie es klappt. Ich bin nicht flott, aber ich bin unterwegs. Nach 2 Kehren geht der Krampf langsam wieder raus. Ob es das Gel, Eigenhilfe, oder was auch immer ist, ich muss die Norbertshöhe oben erreichen. Dann geht nur noch ordentlich bergab ins Ziel nach Nauders.
Also vielleicht jetzt noch echte 4-5 KM und der 3-LG ist geschafft. Gefühlt, habe ich bereits alle Körner verbraucht, dass was jetzt noch da ist, sind die stillen Reserven, die der Kopf freisetzt. Ich trete so wieder von einer Kehre zur anderen. 5, 4, 3, 2, 1, fast geschafft. Das Schild Norbertshöhe kann ich schon sehen.
Da entdecke ich einen Sportografen 50 Meter vor mir am Straßenrand. Eigentlich positiv, denn sie machen sehr gute Fotos. ABER, da schleicht so ein Tourenrad-Fahrer vor mir im Bild herum. Das Bild habe ich schon vor meinem geistigen Auge (3-LG-Finisher und daneben fröhlich pfeifender Schutzblech-Fahrer). Geht gar nicht!
Also nochmal 50M antreten und die Fahrbahnseite wechseln. Das ging nochmal gut ;-).
Die Norbertshöhe ist erreicht. Jetzt geht es nur noch in einer geraden Abfahrt in Ziel.
Finish des 3-Länder-Giro 2014:
In der Zieldurchfahrt wird die offizielle Uhr 07:36 anzeigen.
Damit habe ich mich eine ½ Stunde gegenüber 2012 verbessern können.
Ich bin damit zufrieden. Die Zieldurchfahrt ist übrigens keine Zeitschranke (mit seitlichen Pfosten) mehr, sondern eine Zeitmatte. Ein Ollanner-Kollege, hatte 2012 an den Pfosten noch böse mit dem Lenker eingefädelt.
Jetzt erst einmal auf der Wiese vor dem Festzelt entspannen und runter kommen. Ein bekanntes Pärchen aus unserem Hotel kann ich engagieren, auf mein Rad und die Klamotten aufzupassen. Damit ist für heute endlich Schluss mit den Plastik-Flaschen. Ich besorg mir ein erstes Bier.
Zum zweiten Bier ist auch Frank da. Jetzt können wir in aller Ruhe die Speicher wieder auffüllen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir mit dem Wetter richtig Glück hatten. Die Strecke war gut organisiert und uns hat es mal wieder richtig Spaß gemacht.
Weitere Fotos gibt es in unserem Picasa Album!
Tschüss bis bald, Martin